Hallo allerseits,
prima, dass es hier auch die Möglichkeit gibt, als Gast Fragen zu stellen. Dafür schon mal vorab Dankeschön.
Ich, Christoph, habe gerade ein Problem mit dem Bully (Rüde, nicht kastriert, 3,5 Jahre alt, 15 kg) meiner Freundin.
Kurz zur Situation:
Ich (52) und meine Tochter (8) leben seit nunmehr fast 2 Jahren mit meiner Freundin (46), ihren beiden Töchtern (17 + 14) und Bully Lüle in ihrem Haus zusammen. Die große Tochter meiner Freundin wollte unbedingt einen Hund haben, versprach, sich IMMER um alles zu kümmern u.s.w. und so wurde also vor ca. 3 Jahren Lüle beim deutschen Züchter mit Papieren und Stammbaum gekauft und lebte seitdem mit den drei "Mädels" als einziger "Mann" dort.
Er bekommt unter der Woche morgens eine Runde (20 Minuten) um den Block (das mache ich) und abends unter der Woche die gleiche Runde mit meiner Freundin. Am Wochenende wären eigentlich die Mädels dran. Naja, den Rest denkt ihr euch.
Große Runden, 1 - 2 Stunden spielen so gut wie nie.
Ich finde, dass der Hund insgesamt viel zu wenig körperliche und geistige Aktivität bekommt. Hab den Mädels auch schon gesagt, dass ich finde, dass das Tierquälerei ist. Kam natürlich nicht gut an.
Ich selber kann und mag nicht mehr Zeit für den Hunde erübrigen, darum habe ich nach meinem ersten Hund mir keinen neuen mehr angeschafft, weil ich dem Bedürfnis des Tieres nicht gerecht werden kann.
Nachdem ich dort mit eingezogen bin gab es zwischen mir und Lüle anfangs ein paar Rangeleien und dann war ihm klar, dass ich in der Rangordnung über ihm stehe. Meine Tochter war zu dem Zeitpunkt nur jeden zweiten Tag da und es gab bis vor ein paar Wochen nie Probleme und auch keine Rangelei.
Ostern 2014 wurde Lüle von einem Kangal heftig zerbissen und seitdem war sein Wesen ziemlich verändert. Seitdem reagiert er auf die meisten anderen Hunde mit Gebell, Bürste und wie ich meine aggressiv / drohend (unabhängig davon ob der andere Hund kleiner oder auch viel größer ist).
Wir haben also etliche Hundetrainerstunden genommen um Lüle (und uns) wieder zu beruhigen, aber seitdem sind Spaziergänge nur noch an der Leine möglich. Im Haus läuft er natürlich frei rum.
Seit ein paar Wochen reagiert er nun zum Teil sehr ungestüm bis aggressiv auf Besuch - Bellen (ok), hochspringen (finde ich nicht so toll) und stupsen, schnappen, zwicken (geht für mich gar nicht). Anfangs haben wir das noch auf dem Besuch geschoben, der eben manchmal sehr gelassen ist, dann ist alles prima, oder selber sehr hektisch, dann reagiert der Hund entsprechend. Stop oder zurückrufen klappt genau dann nicht.
Entschuldigung für die lange Vorgeschichte.
Am letzten Wochenende hat Lüle das nun mit meiner Tochter gemacht (die inzwischen eine Woche bei uns ist und eine Woche bei Ihrer Mutter).
Situation 1: sie spielt mit ihm im Garten Ball, will den Ball wieder aufnehmen, er springt und schnappt, mein Kind erschrickt und weint, dass er sie gekratzt hat.
Situation 2: Kind pflückt sich eine Erdbeere und will die essen, Hund springt hoch und versucht ihr die Erdbeere aus der Hand zu schnappen. Da war der Schreck schon größer. Also Hund verbal zurecht gewiesen, Kind getröstet. Dann nach einer Weile mit Kind und Hund und Leckerlies "Sitz", "Platz", "Stop" geübt um beide zu entspannen. Anschliessend meiner Tochter erklärt, dass sie nicht direkt auf Lüle zulaufen soll, ihn nicht fixieren soll, keine hektischen Armbewegungen, aber aufrecht gehen (Brust raus, selbstbewusst) und wenn Lüle auf sie zurent wegdrehen und / oder deutlich stopp sagen.
Situation 3: tags drauf, nachdem er ausgiebig im Garten mit einem Hund getobt hatte (ja, das geht mit ein oder zwei anderen Hunden), sich danach 2 Stunden ausgeruht hat: im Haus, meine Tochter geht am Esstisch vorbei in die Küche, um sich ein Tuch zu holen, alles sehr entspannt, im weiten Bogen um den Hund herum, keine Ansprache, kein Augenkontakt, nicht hektisch, da läuft Lüle ihr hinterher und schnappt / beißt ihr in den Ellenbogen / Unterarm, gerade, als sie das Tuch nehmen will. Ich bin dazwischen, habe Lüle am Nacken gepackt und versucht auf die Seite zu drehen bzw. Kopf runter, aber er hat so getobt, dass ich ihn nicht halten konnte, aber immerhin in die Nähe seines Sessels verweisen konnte. Auf seinen Platz ist er erst gegangen, als die große Tochter im das befohlen hat. Meine Kleine hatte einen riesen Schreck und zwei kleine blaue Flecken und versteht die Welt und den Hund nicht mehr.
Und nun ist die Situation echt verfahren. Meine Tochter hat Angst (zurecht wie ich finde) und hat im Moment keine Chance, gegenüber dem Hund eine Autorität zu zeigen, die es vielleicht bräuchte.
Aus Hundesicht kann ich das zum Teil verstehen. Der kleine Kerl ist ja nun erwachsen und hat wohl die Chance gespürt, in der (vermeintlichen) Rangfolge um eine Position aufzusteigen. Kann ich ihm wohl nicht mal vorwerfen.
Meine Tochter ist zu klein und physisch zu schwach, um einen rüpeligen Bully zu stoppen. Und psychisch ist gegenüber Lüle gerade alles Selbstvertrauen dahin.
Ich befürchte nun also, dass Lüle sie immer wieder "zurechtweisen" "zwicken" "beißen" und dabei auch verletzen wird, wenn es dumm läuft. Und das auch, wenn wir direkt daneben stehen.
Ich kann die beiden also nicht nur nicht mehr alleine im Zimmer lassen sondern es reicht auch nicht aus, wenn ich oder jemand anders im Zimmer ist. Da ist der Bully einfach viel zu schnell, oder wir müssten alle permanent hoch konzentriert die beiden beobachten (was praktisch nicht zuverlässig funktioniert oder 2 Monate gut geht und dann vielleicht einmal zuviel schief)
Im Anschluss haben dann meine Freundin und ich Streit bekommen.
Sie ist überzeugt, dass mit entsprechendem Training meine Tochter genug Selbstvertrauen aufbauen kann, um Lüle im Zweifelsfall zu stoppen.
Ich bin davon nicht überzeugt und befürchte, dass mein Kind verletzt werden könnte.
Insbesondere, wenn der Hund auch weiterhin so wenig beschäftig und gefordert wird.
Was haben wir jetzt für Möglichkeiten?
Hund weg geben kommt für die drei Mädels natürlich nicht in Frage und ist ja aus ihrer Sicht auch nicht nötig.
Ich könnte in meiner "Kinderwoche" auf eine vorhandene andere Wohnung ausweichen. (Findet meine Liebste ganz doof und ich auch nicht toll)
Hund kastrieren bringt vielleicht im Umgang mit andren Hunden etwas Erleichterung.
Maulkorb mag ich dem kleinen Kerl nicht antun und kommt dann wohl wie Bestrafung an, wenn meine Tochter da ist und wehe dann, wenn wir den Korb mal vergessen. (Lüle ist ja alles andere als doof).
Also was glaubt ihr hier?
Geht da was mit Training? (wie groß ist das Risiko, dass das ein zwei Monate gut geht und dann doch was passiert)
Lieber keine Begegnung Kind Hund mehr, bis meine Tochter groß genug ist, sich zu behaupten?
Ich würde mich sehr über eure Meinungen freuen. Entscheiden und Verantworten muss ich das.
Herzlichen Dank für viele Lesen.
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und von Brunooo 
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